Berlin bewegt sich um 50 cm

Das Engagement der Stadtteilgruppe Friedrichshain-Kreuzberg des ADFC Berlin zeigt Wirkung. Nach der Demonstration im März gegen die gefährlichen und viel zu schmalen Schutzstreifen wird es nun 2,00 m breite Radstreifen geben.

Trotz der bereits fertigen Planung und der weiter fortschreitenden Tiefbauarbeiten ist nun bekannt geworden, dass es Änderungen bei der Markierung geben wird. Anstatt der ursprünglich nur mit 1,50 m Breite geplanten Schutzstreifen wird es 2,00 m breite Streifen für den Radverkehr geben. Die Pressemitteilung “Während der Senat das RadGesetz für Berlin verhandelt, baut Kreuzberg weiter an der autogerechten Stadt” sowie die Demonstration an der Gitschiner Straße im März waren der Auftakt, seitdem hat sich die ADFC-Stadtteilgruppe Friedrichshain-Kreuzberg über Monate hinweg in weiteren Gesprächen mit Bezirk und Senat sowie kontinuierlichem Nachhaken für eine Nachbesserung eingesetzt. “Wir begrüßen diesen wichtigen Schritt hin zu mehr Sicherheit für Radfahrer und Radfahrerinnen, hier lassen sich erste Züge neuen Handelns ganz im Sinne des kommenden Mobilitätsgesetzes erkennen. Ob auch Kinder und andere, die ein hohes Bedürfnis an das Sicherheitsempfinden stellen, die neuen Radspuren annehmen, wird sich zeigen. Auch werden wir beobachten, wie es sich mit dem Falschparken verhalten wird.” so Evan Vosberg, Stellvertretender Landesvorsitzender des ADFC Berlin. Zum Hintergrund: Mit der Planung für die laufende Baustelle an der Gitschiner Straße wurde bereits vor 13 Jahren begonnen. Mitte 2016 wurde nach langen Verzögerungen mit der Umsetzung begonnen, ohne noch einmal zu prüfen ob diese noch zeitgemäß ist. Die Gitschiner Straße ist Teil des Berliner Inneren Rings, für dessen autogerechten Ausbau sich Verkehrsideologen seit den neunziger Jahren stark machen. An der Warschauer Straße, ebenfalls Teil des Rings, ist im September 2016 noch ein autobahnähnliches Teilstück fertiggestellt worden. Mit der Radspur quasi als Standspur und einer Infrastruktur, die zum Rasen einlädt, die Aufenthaltsqualität für Fußgänger_innen hat dabei nicht gewonnen. Berlin lernt dazu und zeigt nun in der Gitschiner Straße, dass es sinnvoll ist, alte Pläne zu überprüfen und zu verbessern. “Die 50 cm sind ein kleiner und großer Schritt zugleich, ein Schritt in die richtige Richtung. Die neue Berliner Politik zeigt, dass sie flexibel ist und in der Lage, veraltete Planungen noch während der Bauphase zu verbessern“, so der Stadtplaner und Mobilitätsforscher Tim Lehmann. Es bleibt weiterhin viel zu tun, denn an der Verlängerung Richtung Potsdamer Platz, der so genannten “Landwehrkanal-Autobahn“ gibt es noch überhaupt keinen Radweg. Hier muss nun dringend die Planung einer durchgängigen, geschützten Radspur angeschoben werden. Boris Eitel, Stellvertretender Sprecher der ADFC-Stadtteilgruppe: “Die Verbesserungen sind gut und gehen in die richtige Richtung, es gibt aber noch viel zu tun. Zukünftig wollen wir auf einem ausreichend breiten und vom Kfz-Verkehr geschützten Radstreifen entlang der U1 sicher und entspannt Rad fahren.” Tim Lehmann ergänzt: “Gerade der Abschnitt entlang des Landwehrkanals bietet ungeahnte Potenziale für städtische Aufenthaltsqualität, daher muss auch die Umsetzung der Radbahn konsequent vorangetrieben werden.”