Fahrradklima-Test: Radfahrende geben Berlin schlechte Noten

Radfahren in Berlin bedeutet Stress. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen eine deutliche Verschlechterung des Verkehrsklimas. Radfahrer fühlten sich als Verkehrsteilnehmer nicht ernst genommen und gaben an, häufig in Konflikt mit dem Kfz-Verkehr zu geraten. Ein Großteil der Befragten gab an, von Autos bedrängt und behindert zu werden, wenn sie sich die Fahrbahn mit diesen teilen müssen.

Radfahrende fühlen sich auf der vorhandenen Infrastruktur oft nicht sicher. Immer mehr Menschen fühlen sich gefährdet, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind. Gerade für Kinder und ältere Menschen seien Radwege und Radstreifen in Berlin laut Mehrheit der Befragten kaum geeignet. Schlechtes Zeugnis für Politik und Verwaltung: Ein Großteil der Befragten gab an, dass in Berlin in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde. Reinigung, Winterdienst und allgemeiner Zustand von Radwegen und Radstreifen wurden schlecht bewertet. Am unzufriedensten von allen abgefragten Punkten waren die Befragten mit der Freihaltung von Radstreifen, auf denen Autos häufig rechtswidrig halten oder parken.

Die Mehrheit wünscht sich eine Trennung vom Autoverkehr. 76% der Befragten war es wichtig oder sehr wichtig, separiert vom motorisierten Verkehr Rad zu fahren. In Berlin dagegen sind sie auch auf wichtigen Verbindungen oft gezwungen, sich die Fahrbahn mit den Autos zu teilen.

Evan Vosberg, stellvertretender Vorsitzender des ADFC Berlin: „Obwohl immer mehr Menschen in Berlin Rad fahren, wurde ihnen kaum mehr Platz eingeräumt und zu wenig für ihre Sicherheit getan. Der Verkehr in Berlin nimmt zu und damit auch der Stress. Viele Menschen fühlen sich auf dem Fahrrad bedrängt, gefährdet und strukturell benachteiligt. Bei solch rabenschwarzen Ergebnissen müssen bei den Verantwortlichen alle Alarmglocken schrillen!“

„Berlins Radfahrende sind zu Recht mit ihrer Geduld am Ende. Die Befragungsergebnisse zeigen: Wir brauchen verbindliche Ziele statt leerer Versprechungen. Die Regierungsfraktionen, der Senat und die Verwaltung müssen jetzt geschlossen hinter dem geplanten Radgesetz stehen und alles dafür tun, damit es noch in diesem Jahr in Kraft treten kann. Das sind sie den Wählerinnen und Wählern schuldig“, so ADFC-Vorstand Frank Masurat, der gemeinsam mit Vosberg für den ADFC Berlin an den Verhandlungen über das Radgesetz teilnimmt.

Über den ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist der Zufriedenheits-Index von Radfahrenden in Deutschland. Deutschlandweit nahmen mehr als 120.000 Menschen teil, davon knapp 3.000 in Berlin. Per Fragebogen haben sie beurteilt, ob das Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, ob die Radwege im Winter geräumt werden und ob sie sich auf dem Rad sicher fühlen. Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und fand vom 1. September bis 30. November 2016 zum siebten Mal statt. Ausgezeichnet werden die fahrradfreundlichsten Städte nach vier Einwohner-Größenklassen sowie die Städte, die seit der letzten Befragung am stärksten aufgeholt haben. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert den ADFC-Fahrradklima-Test im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans.

Alle Ergebnisse und das Städte-Ranking unter www.fahrradklima-test.de

Die Ergebnisse für Berlin: PDF

Medienspiegel

Interview mit ADFC-Sprecher Nikolas Linck im RBB Inforadio: Schlechtes Fahrradklima: Berlin rutscht ab

Berliner Morgenpost: So unzufrieden sind Radfahrer in Berlin

Tagesspiegel: Radfahrer lassen Berlin durchfallen

Tageszeitung: Schlimmer geht’s kaum

Berliner Zeitung: Warum Berlin noch lange keine Fahrradstadt ist

Radspannerei Blog: Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2016