Auf dem Reinickendorfer Bermuda-Dreieck fahren selten Radelnde

Organisiert vom ‘Fahrradfreundliches Netzwerk Reinickendorf’ und mitgetragen vom ADFC-Reinickendorf und vielen anderen Unterstützern wie den Bürgerinitiativen Waidmannslust, Waldseeviertel und Zabel-Krüger-Damm fand am Sa. 15.Mai 2021 ein Fahrradkorso durch Waidmannslust, Tegel und Hermsdorf statt.

Einen so großen Andrang hatte es in Reinickendorf schon lange nicht mehr gegeben. Nach vorsichtigen Schätzungen nahmen mindestens 330 Radelnde daran teil; manche Zählungen gehen auch von 400 bis 500 Teilnehmenden aus. Es war ein bunt gemischtes Publikum das sich auf den rund 10 Kilometer langen Rundkurs begab. Alle Altersgruppen waren vertreten darunter auch viele Familien mit ihren Kindern. Gerade den Kindern war der Spaß ins Gesicht geschrieben, wenn sie an den Zwischenstopps ihre Wünsche, Bilder und sogar Fußgängerübergänge mit Kreide auf den Asphalt malten.

Gestartet wurde um 14:30 am S-Bahnhof Waidmannslust. In moderatem Tempo rollte der Zug zunächst über den Waidmannsluster Damm nach Tegel, gesäumt von staunenden Passanten, von denen viele ihre Sympathie und Zustimmung deutlich zum Ausdruck brachten. Auf diesem Abschnitt wurden bereits die ersten beiden Zwischenstopps eingelegt. In Redebeiträgen wurde auf die angespannte Verkehrslage auf dem Waidmannsluster Damm aufmerksam gemacht, einer stark frequentierten Straße, die im ‘Radmesser’ des Tagesspiegels zu den für Radelnde gefährlichsten Straßen zählt.

Weiter ging es entlang der Autobahnauffahrt zum Hermsdorfer Damm. Hier bietet sich für Radelnde das gleiche Bild: eine stark befahrene Straße, meist ohne Radwege und wenn doch, dann in einem miserablen Zustand und oft als Schmalspur auf dem Bürgersteig aufgebracht. Unverkennbar wird dem Autoverkehr hier der absolute Vorrang eingeräumt.

Vor dem nächsten Zwischenstopp auf Höhe der Georg-Herwegh-Oberschule wurde die Veranstaltung auf eine harte Probe gestellt als ein Gewitter mit Blitz, Donner und Hagel auf den Hermsdorfer Damm nieder ging. Bis auf einige wenige Teilnehmende ließen sich die meisten jedoch davon nicht beeindrucken. Ein Redebeitrag des ADFCs machte auf die prekäre Lage der Schüler*innen aufmerksam, die sich wochentags auf ihrem Weg zur Schule mit dem dichten Verkehr konfrontiert sehen.

Über den Waldseeweg ging es dann zunächst bis zur B96. An dieser Kreuzung machten Vertreterinnen von ‘Fridays for Future’ auf die dringend notwendige Kurskorrektur für den Verkehr aufmerksam. Der motorisierte Individualverkehr zählt mit zu den größten Treibhausgasemittenten und muss daher dringend reduziert werden, will man das gesteckte Klimaziel noch erreichen.

Auf dem Schlenker durch das Waldseeviertel wurde der letzte Zwischenstopp eingelegt. Ein Vertreter der BI Waldseeviertel wies darauf hin, dass sich durch dieses Wohnviertel die Pendler*innenströme aus dem Umland ergießen. Auf ihrem Weg von und zur B96 nutzen viele Autofahrer*innen die Schildower Straße als Abkürzung. Die ehemals ruhige Schildower Straße ist mittlerweile zu einer verkehrsreichen Durchgangsstraße mutiert mit allen negativen Nebeneffekten wie Lärm, Abgase und erhöhte Unfallgefahr. Die von der CDU/AfD dominierte BVV-Reinickendorf hat bislang erfolgreich eine Verbesserung verhindert. Hier wird das antiquierte, rückwärtsgewandte Denken der Befürworter*innen einer autogerechten Stadt besonders deutlich.

Der Fahrradkorso endete gegen 17:00 am S-Bahnhof Waidmannlust.