Fahrradrouten „30 Jahre friedliche Revolution“

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der friedlichen Revolution von 1989/90 entwickelten die Bezirke Lichtenberg, Mitte und Pankow gemeinsam drei neue Fahrradrouten zu Orten, die den Anstoß dokumentieren; die erste Tour wurde am 31.10.2019 öffentlich vorgestellt. Die weiteren themenbezogenen Strecken liegen inzwischen (im Laufe des Jahres 2020 „wegen Corona“ etwas verspätet) in Einzelplänen auf Deutsch und Englisch vor.

Das Projekt steht unter der Federführung des Pankower Büros für Wirtschaftsförderung und wird durch das TourismusInformationsCenter (TIC) unter Leitung des Tourismusvereins Pankow redaktionell und inhaltlich ausgeführt. Kostenfrei liegen die Pläne im TIC der Kulturbrauerei sowie in den TouristInformationen von visitBerlin aus. Die beteiligten Bezirke haben mehr Informationen dazu und zu weiteren Touren.

Kontraste – Orte der Opposition und Orte der Repression

Der Alltag in der ehemaligen DDR war flankiert von repressiven Strukturen der Staatsmacht einerseits und andererseits von oppositionellen Bewegungen, die mutig ihren Widerspruch einbrachten und damit die Friedliche Revolution 1989 bewirkten. In den Berliner Bezirken Lichtenberg, Mitte, Pankow lassen sich diese beiden so unterschiedlichen Themenfelder gut nachzeichnen, mancherorts museal aufbereitet, woanders weniger offensichtlich im heutigen Stadtbild versteckt.

Zahlreiche Kirchenbauten hatten als Freiräume eine besondere Bedeutung für den gesellschaftlichen Umbruch. Anders als Wohnungen oder Ateliers, die Treffpunkte oppositioneller Akteure waren, sind sie heute öffentlich zugänglich. An einigen macht die Radtour „Kontraste“ Station.

Radroute „Kontraste“ (21,3 km) – Download als gpx

Entlang der ehemaligen Mauer – Vom urbanen Berlin in die Peripherie

Ausgehend von der Gedenkstätte der Berliner Mauer führt die Tour entlang des ehemaligen Grenzübergangs Bornholmer Straße bis zum ländlichen Grenzgebiet zwischen Blankenfelde und Lübars.

Am 13. August 1961 begann der Bau der Berliner Mauer, über Nacht waren alle Straßen und Übergänge mit Stacheldraht und bewaffneten Grenzposten versperrt. Freunde, Familien und Paare wurden getrennt und wussten nicht, ob sie sich jemals wiedersehen würden. 28 Jahre lang dauerte dieser Zustand an, bis – vorbereitet durch die Entwicklungen in Osteuropa und innerhalb der DDR – schließlich am 9. November 1989 die Mauer fiel. Die Gesamtlänge der Mauer um Westberlin herum betrug 155 km. Innerhalb der Stadt, zwischen Ost- und Westberlin, waren es 43 km. Etwas mehr als ein Drittel dieser Strecke verläuft an der Bezirksgrenze von Pankow.

Die Radtour führt vorbei an spannenden und sehenswerten Stationen zum Thema Berliner Mauer, an Orten von weltgeschichtlicher Bedeutung und an solchen, die eher persönliche Geschichten und Schicksale betreffen. In jedem Fall kann man viel über die geteilte und die wiedervereinigte Stadt Berlin erfahren. Die Strecke ist für Besucher wie für Bewohner Berlins gleichermaßen geeignet.

Radroute „Entlang der Mauer“ (19,8 km) – Download als gpx

Spannungsfeld Bruderstaat – Auf Spurensuche der Sowjetgeschichte in Berlin

Vom Sowjetischen Ehrenmal in der Schönholzer Heide führt die Tour über Schloss Schönhausen bis zum Deutsch-Russischen Museum in Karlshorst – alles Orte, die im Bündnis der ehemaligen DDR mit der Sowjetunion eine Rolle spielten.

Am 1. Mai 1945 hissten Soldaten der Roten Armee eine rote Flagge auf dem Berliner Reichstag, am 2. Mai kapitulierte die Hauptstadt des nationalsozialistischen Deutschlands. Von da an gehörten sowjetische Soldaten und Zivilisten für gut 50 Jahre zu Berlin. Zuerst repräsentierten sie eine von vier militärischen Besatzungsmächten, später dann die sogenannte „Schutzmacht“ für die im Oktober 1949 gegründete Deutsche Demokratische Republik. Viele der deutschen Kommunisten, die diesen ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden aufbauten, hatten die nationalsozialistische Verfolgung im sowjetischen Exil verbracht. Nun gestalteten sie die DDR-Gesellschaft nach dem Vorbild des „großen Bruders“ Sowjetunion und wurden dabei tatkräftig von der Besatzungsmacht unterstützt.

Für die DDR-Bevölkerung blieb das Verhältnis zum offiziellen „Bruderstaat“ stets angespannt. Persönliche Kontakte waren von den Regierungen beider Staaten nicht erwünscht, die sowjetischen Soldaten, aber auch die Regierungsmitarbeiter und ihre Familien lebten abgeschottet von der DDR-Bevölkerung. Spätestens nach dem 17. Juni 1953, als sowjetische Truppen den Volksaufstand niederschlugen, hielten viele DDR-Bürger die Besatzungsmacht als verantwortlich für die Repressionen ihrer Regierung. Umso stärker war 1989 die Erleichterung, dass die Regierung Gorbatschow die Massenproteste eben nicht mit Militärgewalt stoppen ließ, sondern den Weg freimachte für die friedliche Revolution und die deutsche Wiedervereinigung.

Radroute „Spannungsfeld Bruderstaat“ (23,8 km) – Download als gpx