Fahrradstraße statt Feinstaub in Friedrichshain

2015 wurde an der Luft-Messstation Frankfurter Allee abermals der zulässige Grenzwert für gesundheitsschädlichen Feinstaub überschritten. Wer ordentlich in die Pedale tritt und sich anstrengt, ist von der Luftverschmutzung besonders betroffen. Daher müssten Radfahrerinnen und Radfahrer vor den Dieselabgasen von VW & Co. besonders geschützt werden. Wer aufs Rad steigt, leistet außerdem einen Beitrag zu sauberer Luft und Verkehrsberuhigung.

Senat und Bezirksamt müssen handeln: sicher und sauber mit dem Rad von Friedrichshain zur Friedrichstraße

Als Konsequenz fordert die ADFC-Stadtteilgruppe Friedrichshain-Kreuzberg, eine parallel verlaufende Fahrradstraße zu errichten. Das bringt noch mehr Menschen dazu, das Auto stehen zu lassen. Die Strecke Rigaer Straße, Weidenweg, Palisadenstraße solle noch in diesem Jahr als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Die Strecke verläuft parallel zur Frankfurter Allee. Über den Anschluss Mollstraße und Linienstraße kann man dann schnell und sicher von Friedrichshain bis zur Friedrichstraße in Mitte radeln.

Seit 2005 gilt in der EU ein Grenzwert für Feinstaub (PM10) von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft als Tagesmittelwert. Pro Jahr sind maximal 35 Überschreitungen erlaubt. Dieser Grenzwert wurde an der Messstation Frankfurter Allee in sieben von elf Jahren überschritten und nur in vier Jahren eingehalten. Das Problem besteht auch an vielen anderen Straßen in der Berliner Innenstadt.

Auch die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg hat im Dezember 2015 das Bezirksamt aufgefordert, die Strecke als Fahrradstraße auszuweisen. Der zuständige Bezirksstadtrat Dr. Peter Beckers lehnt die Einrichtung bisher ab. In einer Vorlage an die BVV heißt es:

“Die parallel verlaufende Frankfurter Allee [verfügt] über ausgebaute und nutzungspflichtige Radwege. Zudem muss ein Durchgangsverkehr oder Anliegerverkehr mit Kraftfahrzeugen in dem genannten Straßenzug aufrechterhalten werden, so dass eine Ausweisung als Fahrradstraße nicht in Betracht kommt.”

Durchgangsverkehr oder Gesundheitsschutz?

Die hohe Luftverschmutzung ist nicht der einzige Grund für eine Fahrradstraße. Der benutzungspflichtige Radweg an der Frankfurter Allee ist in dem Abschnitt zwischen dem S-Bahn-Ring und der Proskauer Straße sehr schmal. Vor allem an den U-Bahn-Zugängen Samariterstraße gibt es Engstellen. Dort kommt es häufig zu Konflikten zwischen Radlern und Fußgängern. Diese Strecke ist nicht geeignet, um den steigenden Radverkehr aus Friedrichshain und Lichtenberg in die Innenstadt aufzunehmen. Fahrradstraßen sind dann zulässig, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist. Anliegerverkehr mit Kraftfahrzeugen ist in den Berliner Fahrradstraßen zugelassen.