Verdrängt – wieder einmal!

Der Radverkehr soll dem Kraftverkehr Platz machen: In der Ostseestraße kurz vor der Prenzlauer Promenade soll der Radverkehr sich den Platz mit Fußgänger:innen teilen, an Zufahrten zu Parkplätzen und einer Haltestelle auf Querungen achten und erst unmittelbar vor der Ampel neben den abbiegenden Kfz auftauchen. Das bezeichnen Senatsverwaltung und Bezirk als Maßnahme zum Schutz der Radfahrenden.

Gut sichtbar als wichtige Verbindung

Eigentlich ist die Ostseestraße keine von Berlins großen Fahrradbaustellen. Eigentlich…

Der Radweg verläuft als wichtige Ost-West-Verbindung von Prenzlauer Berg nach Wedding mal als Radweg, mal als Radstreifen größtenteils auf der Fahrbahn, gut sichtbar im Gesamtverkehr. Die Strecke verläuft von der Kniprodestraße über Michelangelostraße, Ostseestraße, Wisbyer Straße zur Bornholmer Straße und im Wedding weiter als Osloer Straße und Seestraße.

Eine wichtige Ost-West-Verbindung

Der Abschnitt in Prenzlauer Berg verläuft größtenteils auf der Fahrbahn, man kann als radfahrender Verkehrsteilnehmer/in gut durch den Verkehr kommen (wenn auch der Sicherheitsabstand zum fließenden Kraftverkehr nicht reicht). Wirklich kritisch ist ein kleiner Abschnitt in westlicher Richtung, ca. 130 Meter vor der Prenzlauer Allee, auf Höhe des Rewe-Markts. Hier löst sich der Radweg unerwartet in eine Gefahrenstelle auf.

Die genaue Situation an der Problemstelle

Der Radstreifen führte übergangslos in einen sehr breiten Fahrstreifen: entweder konkurrieren Autos nebeneinander um die vor der Kreuzung entstehenden zwei Fahrstreifen, oder ein BVG-Bus der Linie 158 schränkt an seiner Endhaltestelle die Geradeausfahrt ein.

Der Radverkehr hängt hinter der Endhaltestelle der BVG fest. Neben der Rechtsabbiegerspur will sich der Radverkehr einordnen.

In der Vergangenheit suchte sich der Radverkehr seinen Weg – entweder im Fließverkehr um den Bus herum oder mit einem „eleganten Hüpfer“ auf den Fußweg. Beide „Lösungen“ waren nicht sicher, die zweite Variante auch nicht regelkonform. Somit hat sich die ADFC-Stadtteilgruppe Pankow (STG) seit mehreren Jahren intensiv für eine sinnvolle und gleichberechtigte Radverkehrslösung eingesetzt.

Verdrängung des Radverkehrs zulasten des Fußverkehrs

Die nun von der Senatsverwaltung geschaffene Verkehrsführung torpediert die vielen Lösungsvorschläge, Schreiben und Gespräche, welche die STG Pankow zu diesem Thema geführt hat. Schlimmer noch. Sie gefährdet den Fußverkehr und verdrängt die „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer zugunsten des Autoverkehrs.

Der Radverkehr wird verpflichtend auf den Fußweg geleitet, somit wird die Breite des Fußweges stark eingeschränkt, an der schmalsten Stelle sind es gerade einmal 1,50 Meter – viel zu eng für die vielen Fußgänger:innen, die Kinderwagen und pandemiebedingten Abstandsregeln.

Der Radverkehr wird auf den Gehweg geschickt (mit Benutzungspflicht. Der pausierende Bus benötigt nicht den ganzen Fahrstreifen; dagegen werden Fußgänger:innen verleitet, den Radstreifen mit zu benutzen.

In diesem Bereich haben sich die ersten Bodenplatten gelockert – soll das erschütterungsarmer, gut befahrbarer Belag (§ 43 MobG) sein?

Genau an der Stelle, an der der Radverkehr verschwenkt wird, wird der Fußverkehr maximal eingezwängt.

Auf dem Gehweg behindert der Radverkehr den bisher unkomplizierten Zugang zur Bushaltestelle, um nachfolgend – zwischenzeitlich für den Autoverkehr unsichtbar – wieder auf der Fahrbahn aufzutauchen.

Der Radverkehr wird dicht hinter der Haltestelle geführt. Plötzlich tauchen die Radfahrer:innen wieder auf der Fahrbahn auf.

Was für ein Verkehrschaos!

Sichere Lösung gefordert

Im Rahmen des Schienenersatzverkehrs für die Tram-Linien M13 und 12 in der Langhansstraße im Frühjahr 2021 waren in diesem Abschnitt Busse sehr häufig unterwegs. In dieser Zeit war es vertretbar, den Radverkehr im Bereich der Haltestelle vom Busverkehr zu trennen. Diese Zeit ist vorbei; der Bus 158 benötigt Endstelle und Haltestelle nur unter der Woche tagsüber alle 20 Minuten für etwa acht Minuten Pause.

Wir fordern deshalb: Beseitigt diese Einschränkung des klimafreundlichen Verkehrs zugunsten des motorisierten Individualverkehrs! Schafft eine sichere Lösung für Rad- und Fußverkehr!

Mit ein wenig Mut und Unterstützungswillen für den Rad- und Fußverkehr läßt sich doch ganz einfach eine Lösung schaffen. An der Stelle, wo sich bisher der Radweg plötzlich auflöste, sollte die jetzt vorhandene dauerhafte Busspur, die bis in den Kreuzungsbereich führt, neben dem BVG-Linienverkehr auch dem Radverkehr freigegeben werden. Aufgrund der vorhandenen Platzverhältnisse ist diese breit genug, sodass der Radverkehr auch bei stehendem Linienverkehr bequem linksseitig vorbeifahren kann. Der Fußverkehr wird nicht mehr behindert, auch der Zugang zur Haltestelle ist problemlos möglich.

Für den Autoverkehr bleibt eine Spur, die sich erst im Kreuzungsbereich auf zwei Spuren verdoppelt. Damit verliert der Autoverkehr zwar eine für sie reservierte Fahrspur – aber so ist das eben, wenn wir über Flächengerechtigkeit nicht nur reden wollen, sondern auch dementsprechend handeln.

Nach den Erfahrungen der letzten Jahre mit einigen Baustellen in diesem Bereich würde diese Veränderung nicht zu einem größeren Rückstau führen. Verkehrsfluss und Sicherheit könnten noch gesteigert werden, wenn ab Höhe der Goethestraße bis zur Prenzlauer Allee die Beschränkung auf Tempo 30 vorgeschrieben wäre.