Mauerpark – auch für Radfahrende?!

Der Mauerpark an der Bernauer Straße (zwischen Prenzlauer Berg, Mitte und Wedding) ist als Ausflugsziel, Treffpunkt und ereignisreicher Ort sehr beliebt bei Tourist*innen, Anwohner*innen und anderen Berliner*innen. Gleichzeitig ist die Schwedter Straße, die hindurchführt, eine wichtige Verbindung für Radfahrer*innen zwischen Pankow/Reinickendorf/Wedding und Mitte ist. Aber Zustand und Umgebung werden dieser Funktion nicht gerecht.

Die folgende Darstellung ignoriert die aktuelle Baustelle der Wasserbetriebe. Aber nach deren Ende entfallen nur die zusätzlichen Erschwernisse; die grundsätzlichen Probleme bleiben.

Die jetzige problematische Situation

Die Nord-Süd-Verbindung durch den Mauerpark gehört sowohl zum Mauerweg als auch zum Radfernweg Berlin-Usedom. Sie ist Teil der Schwedter Straße und für Fußgänger und Radfahrer frei. Der Gehweg ist teilweise unbefestigt, die Fahrbahn besteht ausschließlich aus schwierig zu befahrendem Kopfsteinpflaster. Schon im „normalen“ Betrieb teilen sich Fußgänger und Radfahrer diesen Bereich und müssen ständig aufeinander Rücksicht nehmen und gegenseitig ausweichen. Das betrifft sowohl Erholungssuchende als auch Pendler, die möglichst schnell vorankommen wollen.

Katastrophal wird die Situation durch alle möglichen Veranstaltungen und Ereignisse im Mauerpark („Events“ auf Neudeutsch) – also an jedem Wochenende. Dann ist für Alle, die den Mauerpark als Verkehrsweg nutzen wollen, kein Durchkommen mehr möglich.

Die Berliner Politik ignoriert diese Situation. Zurzeit wird der Mauerpark erweitert und erhält zusätzliche Parkwege; aber diese „dienen in erster Linie der Erholung und ersetzen nicht die überörtliche Radwegeverbindung über die Schwedter Straße. – Konflikte zwischen Erholungssuchenden und Radfahrenden können (nicht) gänzlich ausgeschlossen werden. In der Regel halten sich diese in vertretbaren Grenzen.“ (Staatssekretär Kirchner als Antwort auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto) Die „überörtliche Radwegeverbindung“ soll also auf dem Kopfsteinpflaster bleiben; Konflikte zwischen den verschiedenen Nutzern gibt es nicht – einfach weil die Durchfahrt mit dem Fahrrad zeitweise nicht möglich ist.

Mögliche Varianten

Welche Möglichkeiten gibt es, diese Situation zu verbessern?

Ohne grundsätzliche Änderungen

Kirchners Aussage zur Kleinen Anfrage verweist darauf, dass die „überörtliche Radwegeverbindung“ nicht geändert werden soll. Das ist ausgesprochen rücksichtslos gegenüber den Radfahrenden. Als absolutes Minimum muss die Strecke zwischen Gleimstraße und Bernauer Straße asphaltiert werden; sofern das wegen des Denkmalschutzes oder fehlender Entwässerung nicht möglich ist, muss mindestens ein Streifen von etwa 2,5 m Breite in der Mitte der Straße besser befahrbar werden. Als Ersatz für Asphalt gibt es auch bessere Arten von Pflasterung, die Fahrrad und Sitzfleisch weniger belasten.

Außerdem muss die Behinderung des fließenden Verkehrs bei Veranstaltungen verringert werden, z.B. durch kleine Barrieren am Amphitheater.

Umfahrung durch die Wolliner Straße

Statt über das Kopfsteinpflaster kann man durchgehend auf asphaltierten Stadtstraßen fahren (in der Karte die dünnere rote Linie): Gleimtunnel – Gleimstraße – Graunstraße – Wolliner Straße. Vorteile: Asphalt, kein Gedränge; Nachteile: diverse Kurven, Fahrt durch den (dunklen) Gleimtunnel, eine zusätzliche Ampel, Kraftverkehr, etwas Umweg.

Diese Lösung benötigt keinerlei Umbau. Einzig sinnvoll und notwendig ist es, diese Variante sowohl an der Gleimstraße als auch an der Bernauer Straße durch Rad-Wegweiser bekannter zu machen. Aber wegen der genannten Nachteile ist das nur eine Notlösung und keinesfalls eine „Vorzugsvariante“.

Erweiterung des Mauerparks

Zurzeit wird nach langen Diskussionen der Mauerpark über das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs erweitert. Er erhält dabei in Nord-Süd-Richtung drei asphaltierte Wege (rechts und links etwa 3 m breit, in der Mitte 4 m breit). Der mittlere Weg wird als „Promenade“ bezeichnet, der linke als „Rad- und Joggingpfad“. Alle diese Wege erhalten keine (!) direkte Verbindung mit dem Rest des Mauerparks, sondern sind (nur) Teil der Erweiterung. Noch nicht einmal eine Fortsetzung über den Gleimtunnel hinweg nach Norden ist vorgesehen.

Allenfalls kann man vor dem Gleimtunnel (dünne blaue Linie) über den vorhandenen schmalen Kiesweg Richtung Moritzhof und dann hinunter auf die Schwedter Straße (an der Einmündung der Kopenhagener Straße) fahren. Aber all das verstärkt Kirchners Aussage, dass die Parkwege „in erster Linie der Erholung“ dienen – mehr noch: auch in zweiter oder dritter Linie sind sie keine Ergänzung der Strecke über die Schwedter Straße.

Dabei könnte es mehrere Varianten zur Verbesserung geben:

  • Die vorhandene Querverbindung in Verlängerung der Lortzingstraße (dünne grüne Linie) wird bis zur Schwedter Straße asphaltiert, ebenso wie die Schwedter Straße bis zur Gleimstraße.
  • Der Kiesweg am Moritzhof (dünne blaue Linie) wird asphaltiert und, soweit nötig, etwas verbreitert und begradigt. (Die Begradigung ist sowieso notwendig, wie der „Trampelpfad“ beweist.)
  • Sobald die Wohnungsbauten nördlich des Gleimtunnels abgeschlossen sind, wird (dünne schwarze Linie) eine Verbindung von der Mauerpark-Erweiterung über den Gleimtunnel und den Lichtburgring zum Schwedter Steg hergestellt. Notwendig ist nur der Bau über den Gleimtunnel hinweg, ansonsten genügen Wegweiser.

Notwendige und mögliche Schritte

Seit der rot-rot-grünen Koalitionsbildung wird viel über die Gleichberechtigung des Radverkehrs diskutiert (und wenig gemacht). Inzwischen gibt es das Mobilitätsgesetz als Grundlage, wie der Verkehr in der Stadt künftig geregelt und gebaut werden soll. Das darf aber kein Grund dafür sein, die vorhandene Infrastruktur zu vernachlässigen und damit verbundene Probleme zu ignorieren. Für den Bereich des Mauerparks bedeutet das:

  • Die Schwedter Straße ist für den Radverkehr eine wichtige Nord-Süd-Verbindung. Sie muss angemessen ausgebaut werden; Kopfsteinpflaster ist auf Dauer unzumutbar.
  • Der Durchgangsverkehr darf nicht durch die „Feiermeile“ behindert werden. Durch bauliche Maßnahmen muss das derzeitige „Gegeneinander“ durch ein „Nebeneinander“ ersetzt werden.
  • Soweit es sinnvoll und notwendig ist, sind Alternativen herzurichten und per Wegweiser bekanntzumachen. Das gilt sowohl für die Erweiterung des Mauerparks als auch für Umfahrungen.

Die Erweiterung des Mauerparks ermöglicht Maßnahmen. Also macht etwas!