B96 in Reinickendorf - in Berlin ganz oben, beim Radverkehr ganz unten

Hauptverkehrsstraßen sollen ihrer Bestimmung gemäß möglichst kurze Verbindungen über größere Entfernungen schaffen. Dieser Vorteil einer kurzen, direkten Verbindung muss auch für Radelnde gelten. Ein Radverkehrsnetz, das dem Rechnung trägt, ist in Reinickendorf gegenwärtig leider noch Zukunftsmusik.

Die Reinickendorfer Verkehrspolitik stellt die Sicherheit für Radelnde immer in den Vordergrund ihrer Maßnahmen was am Ende dann darin mündet, dass in Reinickendorf die Hauptstraßen dem motorisierten Individualverkehr (MIV) zugestanden werden und Radelnde auf verwinkelten und verschlungenen Umwegen vom Autoverkehr ferngehalten werden.

Die Bundesstraße B96 verläuft als Nord-Süd-Magistrale durch ganz Berlin. Im Reinickendorfer Südosten als Markstraße und Residenzstraße bezeichnet und im weiteren Verlauf als Oraniendamm und Berliner Straße benannt schlägt sie eine Schneise durch dicht besiedelte Stadtteile. Als Oranienburger Chaussee führt sie durch das ‘Waldgelände Frohnau’ aus der Stadt hinaus direkt nach Hohen Neuendorf.

(1) Oranienburger Chaussee Für Frohnauer an der Stadtgrenze zum Mühlenbecker Land und erst recht für EinwohnerInnen von Glienicke-Nordbahn stellt die Oranienburger Chaussee die direkte Verbindung nach Hohen Neuendorf dar. Leider gibt es auf dieser rund 4 km langen Straße nur abschnittsweise Radwege. Insbesondere der 2 km lange, zweispurige Abschnitt durch den Wald von ‘Am Pilz’ in Frohnau bis zur Stadtgrenze verfügt über keinen Radweg. Hier sind Radelnde dem Autoverkehr ungeschützt ausgesetzt. Viele Radelnde weichen daher auf einen parallelverlaufenden, holprigen Waldweg aus, der nach Regen und Schnee jedoch unpassierbar ist.

(2) Berliner Straße, Oraniendamm
Die Berliner Straße in Hermsdorf wie auch der Oraniendamm in Waidmannslust sind Paradebeispiele für brachiale Autopolitik. Der verfügbare Straßenraum wird hier fast komplett dem Autoverkehr zugewiesen. Fußgänger, Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen und Radfahrer müssen sehen wo sie bleiben und sich mit Restflächen zufrieden geben. Zweispurig mitunter sogar vierspurig wird der Durchgangsverkehr durch die Ortsteile Hermsdorf und Waidmannslust geführt. Die vorhandenen Hochbordradwege, Relikte aus früherer Zeit, sind defekt, viel zu schmal und praktisch nicht nutzbar.

(3) Oranienburger Straße
Dass es auch anders geht zeigt der 2 km lange Umbau der Oranienburger Chaussee zwischen Tessenowstraße und Wittenauer Straße. Die hier angelegten Radstreifen und Hochbordradwege sind für Reinickendorfer Verhältnisse geradezu fortschrittlich, obwohl – fußend auf veralteten Plänen – nicht die 2,50 m Regelbreite verbaut wurde.

(4) Roedernallee
Beidseits gesäumt von alten und mächtigen Bäumen verläuft die Roedernallee vierspurig durch den Reinickendorfer Osten. In den Baumlücken parken Autos; daneben verlaufen Hochbordradwege, die diesen Namen nicht verdienen. Wurzelaufbrüche an jedem Baum machen das Radfahren zu einer Hindernisfahrt. Dennoch nehmen die meisten Radfahrenden diese Zumutung in Kauf, um nicht auf der Fahrbahn fahren zu müssen.

(5) Residenzstraße, Markstraße

Mit über 50 000 Bewohnern gehört der Reinickendorfer Südosten zu den dicht besiedelten Ortsteilen im Bezirk Reinickendorf. Der Straßenzug Residenzstraße/Markstraße ist die Hauptgeschäftsstraße dieses Ortsteils. Täglich fahren hier über 40 000 Kraftfahrzeuge auf dieser vierspurigen Bundesstraße durch. Parkplätze zu beiden Seiten der Straße sollen Kunden zum Einkaufen in die Residenzstraße locken. Entsprechen gering fällt der verbleibende Straßenraum für Fußgänger und Radfahrer aus. Auf den beidseits der Straße vorhandenen, schadhaften Hochbordradwegen ist der Konflikt nit Fußgängern quasi vorprogrammiert. Parkende Autos auf den Radwegen und Behinderungen durch Warenanlieferungen tun ein Übriges.