ADFC Berlin zur Unfallstatistik 2020: „Fahrrad-Boom wird anhalten, Maßnahmen drängender denn je“

Die heute veröffentlichte Unfallstatistik der Polizei Berlin verzeichnet in der Hauptstadt 126.286 Verkehrsunfälle im Jahr 2020. Das ist ein leichter Rückgang im Vergleich zu 147.306 Verkehrsunfällen in Berlin im Jahr 2019. Die Zahl derer, die im Verkehr tödlich verunglückten, stieg jedoch von 40 Menschen im Jahr 2019 auf 50 Menschen im Jahr 2020 an. Darunter fallen nach Zählung des ADFC Berlin 19 verstorbene Radfahrende. Mit 7.868 Unfällen sind Unfälle mit Radfahrenden im Jahr 2020 leicht gestiegen. Am gefährlichsten bleibt es für Menschen zu Fuß und auf dem Fahrrad. Mit insgesamt 72 Prozent bilden sie nach wie vor die größte Gruppe der Verkehrstoten.

„Berlin hat sich sowohl im Koalitionsvertrag als auch im Mobilitätsgesetz zur Vision Zero verpflichtet, dem Ziel von null Verkehrstoten und null Schwerverletzten. Im Lockdown-Jahr 2020 gehen die Unfallzahlen insgesamt etwas zurück, die Unfälle mit Radfahrenden steigen jedoch leicht an. Corona-Pandemie und Klimakrise sind noch nicht vorbei, der Fahrrad-Boom wird anhalten. Wir brauchen weniger und langsameren Kfz-Verkehr in der Stadt und vor allem mehr Platz für Menschen zu Fuß und auf dem Rad – Der Senat muss jetzt handeln, Maßnahmen, die lange bekannt sind, umzusetzen, ist drängender denn je“, fordert Frank Masurat, zuständig für Politik im Vorstand des ADFC Berlin.

Die Hauptunfallursache gegenüber Radfahrenden bleibt fehlerhaftes Abbiegen von Kfz-Fahrenden. Diese Zahl nahm im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr leicht zu. Die zweithäufigste Unfallursache gegenüber Radfahrenden, das unachtsame Öffnen von Autotüren, bekannt als „Dooring-Unfälle“, nahm leicht ab. Die häufigsten Unfallursachen von Radfahrenden; fehlerhaftes Einfahren in den fließenden Verkehr und Benutzung der falschen Fahrbahn bzw. des Gehwegs nahmen leicht zu.

„Zu schweren Unfällen kommt es meistens an Kreuzungen. Abbiegeunfälle bleiben ein drängendes Problem. Hauptunfallursachen gegenüber Radfahrenden sind im Vergleich zu Hauptunfallursachen von Radfahrenden weiterhin fast doppelt so häufig – und das mit gravierenden Folgen. Neunzehn Geisterräder aus 2020 mahnen in Berlin zur Einhaltung der Vision Zero. Senat und Bezirke müssen der Verkehrssicherheit jetzt oberste Priorität geben. Neben der verpflichtenden Nachrüstung von nicht deaktivierbaren Abbiegeassistenten in Lkw, für die sich der Senat auf Bundesebene einsetzen muss, und einer Infrastruktur, die Fehler verzeiht, fordern wir kurzfristige Maßnahmen seitens Polizei und Ordnungsämtern. Es braucht regelmäßige und deutlich mehr Kontrollen des Abbiegeverhaltens, von Falschparkern sowie Geschwindigkeitsübertretungen und mehr mobile Blitzer in der Stadt“, sagt SuSanne Grittner vom ADFC Berlin, die die Aufstellung der Geisterräder organisiert.

Die Unfallstatistik der Polizei zum Download: www.berlin.de/polizei/aufgaben/verkehrssicherheit/verkehrsunfallstatistik:

Auswertung des ADFC Berlin zu tödlich verunglückten Radfahrenden in 2020: www.adfc-berlin.de/radverkehr/sicherheit/information-und-analyse/145-unfallorte/782-getoetete-radfahrende-2020.html _____________________________________________________________________

Pressekontakt: Lisa Feitsch, E-Mail: presse@adfc-berlin.de, Tel. (auch mobil): +49 (0)30 – 44 04 99 74