Geisterrad in Neukölln (Oderstraße)

Geisterrad 2021-01 in Neukölln

Erstmals im Jahr 2021 ist eine Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der ADFC hat für sie am 18. März 2021 ein Geisterrad aufgestellt.

An diesem Tag fuhr die 56-jährige Radfahrerin in der Oderstraße (Neukölln) Richtung Eschersheimer Straße auf dem Gehweg, der früher ein 2-Richtungs-Radweg war und nach der Pflasterung noch so aussieht. Ein 46-Jähriger fuhr mit seinem Lkw in gleicher Richtung auf der Oderstraße. Als er an der Siegfriedstraße nach rechts in die Zufahrt zum Gewerbegrundstück 188 einbog, erfasste er die Radfahrerin und verletzte sie tödlich.

Mit einer Kundgebung und einer #VisionZero-Fahrraddemonstration gedachten Changing Cities e. V. und der ADFC Berlin e. V. der Radfahrerin. An der Mahnwache nahmen etwa 150 Personen teil, darunter neben Angehörigen und Anwohner:innen auch der Bezirksbürgermeister Martin Hikel. In seiner Gedenkrede warf der Vertreter von Changing Cities den „Verantwortlichen verantwortungsloses Nicht-Handeln“ vor und forderte damit eine Radverkehrsführung mit verbesserter Sicherheit.

Die Gedenkrede auf der Mahnwache am Unfallort:
vor der Einfahrt zum Grundstück Oderstraße 188


Das Geisterrad, das der ADFC im Rahmen der Mahnwache aufstellte, hatte er mit der #VisionZero-Fahrraddemonstration vom ADFC-Velokiez zum Unfallort gebracht. Bei dieser Demonstration, an der bis zu 35 Radfahrer:innen teilnahmen, wurde zusätzlich deutlich, dass an wichtigen Hauptverkehrsstraßen wie der Hermannstraße Regelungen zur Sicherheit der Radfahrenden weitgehend fehlen. Ziel des Mobilitätsgesetzes ist u. a. die #VisionZero, dass sich im Berliner Stadtgebiet keine Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden ereignen.

#VisionZero-Demonstration zum Unfallort

Zur Sicherheit im Bereich der Unfallstelle

Nach der Polizeimeldung kam der Lkw-Fahrer von Norden durch die Oderstraße. Alle Straßen dort dürfen mit max. 30 km/h befahren werden, es handelt sich um Wohnstraßen mit Anbindung an Sport und Freizeit: Eisstadion, Sportpark, Sporthalle, Tempelhofer Feld. Von Lkw-Verkehr muss in einem solchen Wohngebiet besondere Rücksicht und Aufmerksamkeit erwartet werden. Erst recht gilt das bei der Einfahrt auf ein Grundstück. (Anders als es in der Polizeimeldung heißt, geht es um eine Grundstückszufahrt und nicht um die Siegfriedstraße.) Wegen eingeschränkter Sicht müssen Lkw-Fahrer beim Abbiegen nach rechts besonders vorsichtig und langsam fahren. Unachtsamkeit beim Rechtsabbiegen ist seit Jahren die Hauptursache bei Unfällen mit getöteten oder schwerverletzten Radfahrer:innen. Deshalb fordert der ADFC seit Jahren Abbiegeassistenten mit Notstopp-Funktion.

Der Radweg geht auf die Fahrbahn...

Nach der Polizeimeldung fuhr die Radfahrerin auf dem Gehweg. Tatsächlich war dieser Weg bis vor ein paar Jahren ein 2-Richtungs-Radweg; an der Rotfärbung des Pflasters ist das immer noch zu erkennen. Inzwischen endet der Radweg von Norden kommend an der Emser Straße und führt dort auf die Fahrbahn (Foto). Aber viele Radfahrer:innen fühlen sich auf der Fahrbahn nicht sicher und fahren kurz hinter der Absperrung zurück auf den Gehweg an der Seite. (Ausführlich wird diese Situation im Tagesspiegel behandelt, siehe unten.) Außerdem gilt: Ob sich auf dem Gehweg eine Radfahrerin oder eine Fußgängerin befand, ist für die eigentliche Unfallursache unwichtig.


(Fotos: Daniel Pepper, ADFC Berlin)

Polizeimeldung „Radfahrerin nach Verkehrsunfall am Unfallort verstorben“

„Die Angst vor dem Auto“ (Tagesspiegel Plus 19.03.2021)
in der gedruckten Ausgabe „Völlig verfahren“ (Tagesspiegel 20.03.2021 Seite 9)
Der so genannte „Gehweg“, auf dem eine Radfahrerin in Berlin-Neukölln umkam, war mal ein Radweg. An dem Ort wird klar, wo es bei der Verkehrsinfrastruktur hakt.

Getötete Radfahrende 2021

Hinweise zu Mahnwachen und Geisterradaufstellung

ADFC-Forderungen zur Verhinderung von tödlichen Lkw-Unfällen