Geisterrad in Weißensee (Berliner Allee)

Das Geisterrad am Gedenkort

Schon wieder ist eine Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der ADFC hat für sie am 23. März 2021 ein Geisterrad aufgestellt.

Am 22. März 2021 war die 66-jährige Radfahrerin in der Berliner Allee (Weißensee) stadtauswärts unterwegs. Auch ein 55-jähriger Kraftfahrer fuhr mit seinem Lkw mit Anhänger in dieser Richtung. Als er nach rechts in die Feldtmannstraße abbiegen wollte, erfasste er die Radfahrerin; sie erlitt so schwere Verletzungen, dass sie noch am Unfallort verstarb.

Mit einer #VisionZero-Fahrraddemonstration mit Kundgebung und einer Mahnwache gedachten der ADFC Berlin e. V. und Changing Cities e. V. der Radfahrerin.

Mahnwache und Aufstellung des Geisterrads

Gedenkrede bei der Mahnwache

An der Mahnwache nahmen etwa 120–150 Personen teil, darunter auch der für Verkehr zuständige Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn. In seiner Gedenkrede sprach Denis Petri (Changing Cities) den Angehörigen sein Beileid und Mitgefühl aus. Darüber hinaus warf er der Politik Untätigkeit vor: Nach dem Auslaufen des Berliner Verkehrssicherheitsprogramms vermisste er die Evaluierung, warum das bisherige Programm nichts gebracht habe, um die Zahl der Verkehrstoten wie geplant zu reduzieren; jetzt gebe es überhaupt kein entsprechendes Programm. Er forderte Taten auch im Wahljahr; es müsste umgesteuert werden – weg von der autogerechten Stadt.

Nach der Gedenkrede gab es einige Schweigeminuten; danach stellte der ADFC das Geisterrad auf.

#VisionZero-Fahrraddemonstration

Das Geisterrad hatte der ADFC mit der #VisionZero-Fahrraddemonstration vom ADFC-Velokiez zum Unfallort gebracht. Bereits beim Start dieser Fahrt fuhren 60 Personen mit, bis zum Unfallort waren es 100 Radfahrer:innen. Mit der #VisionZero-Demo bekräftigt der ADFC das Ziel der Berliner Politik, dass sich im Stadtgebiet keine Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden mehr ereignen.

Nach der Mahnwache setzte der ADFC die #VisionZero-Demo mit etwa 100 Teilnehmenden fort mit dem Bundesverkehrsministerium als Ziel. Das Ministerium wäre zuständig dafür, dass Lkw zügig mit Abbiegeassistenten ausgestattet werden, die eine Kollisionserkennung haben und den Lkw sofort stoppen können (Kollisionserkennung und Not-Stopp) und dass Regelungen geschaffen werden, mit denen die Kommunen die Einfahrt von Lkw ins Stadtgebiet geeignet regulieren dürften.

Umdenken im Verkehr

Bei der Abschlusskundgebung vor dem Ministerium wiederholte Daniel Pepper (ADFC) zunächst die Forderungen zu Abbiegeassistenten mit Notstopp-Funktion als Zulassungsbedingung sowie Tempo 30 im Stadtgebiet.

Zusätzlich ging er auf das Selbstverständnis der Lkw-Fahrer:innen ein, die sich noch zu sehr als „Herren der Straße“ fühlten. Zu ihrem Berufsethos müsste genauso gehören, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer:innen sicher an ihr Ziel kommen und dem Straßenverkehr die volle Aufmerksamkeit gebühre: Vor allem beim Rechtsabbiegen müssen der Blick auf die anderen Verkehrsteilnehmenden und die Beachtung der Schrittgeschwindigkeit selbstverständlich sein.

Die Situation im Bereich der Unfallstelle

Die Unfallstelle mit Markierungen

Die Berliner Allee bestand bis September 2020 zwischen Gehringstraße und Nachtalbenweg aus sehr unebenem Kopfsteinpflaster und wurde im Herbst asphaltiert. Der Kreuzungsbereich mit der Unfallstelle ist bereits seit einigen Jahren asphaltiert. Auf den renovierten Abschnitten fehlen noch die Markierungen; auch Fahrradstreifen sind vorgesehen, aber bisher nicht markiert. Die Kreuzung durfte der Bezirk aufgrund der Intervention der VLB nicht ändern; deshalb gibt es in der Fahrtrichtung für den Radverkehr nur eine vorgezogene Haltelinie mit schmalem Aufstellbereich.

Es ist dringend erforderlich, dass das Mobilitätsgesetz zügig umgesetzt wird und daher Radverkehrsanlagen an allen Hauptstraßen geschaffen werden und endlich wirksame Maßnahmen zur Prävention der Abbiegeunfälle erfolgen.


(Fotos: Daniel Pepper, ADFC Berlin)

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