Ride of Silence 2020 – Digitales Gedenken entlang der Demonstrationsroute

Der Ride of Silence lief 2020 anders ab also sonst. Die Eindämmung einer Pandemie verhinderte dieses Jahr, dass wir gemeinsam auf Fahrrädern auf einer Route durch Berlin fahren. Dennoch haben wir dazu eingeladen, mit uns am 20. Mai 2020 von 19 Uhr an für die #VisionZero zu demonstrieren: Digital.

Wir riefen zum digitalen Gedenken unter dem Hashtag #RideOfSilence2020 auf.

Am 20. Mai haben wir hier von 19 Uhr an weitere Informationen zum #RideOfSilence2020 veröffentlicht.

Die aktuellen Verordnungen erlaubten es kurzfristig, eine Fahrrad-Demonstration mit maximal 50 Personen durchzuführen. Am 20. Mai fuhr am Abend eine Gruppe von 50 Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern entlang einer Route, die an Unfallorten vorbei führte, an denen in den vergangenen Jahren Radfahrende getötet wurden. Wir geben Euch Informationen zu diesen Unfallorten und ganz am Ende veröffentlichen wir den Track, damit Ihr den #RideOfSilence2020 individuell nachfahren könnt.

Die Gruppe, die diesen #RideOfSilence2020 fuhr, setzte sich zusammen aus ADFC-Aktiven, die die Geisterräder betreuen, und aus Angehörigen und Freund*innen der getöteten Radfahrenden. Wir wurden begleitet von der Fahrradstaffel der Polizei Berlin und einigen Journalist*innen. Der #RideOfSilence2020 ist ca. 29 km lang – länger als sonst, da wir ihn ursprünglich als rein virtuelle Demonstration geplant hatten. Deswegen waren wir länger als sonst unterwegs, bis wir am Roten Rathaus ankamen. Wer mochte, konnte uns hier lesend begleiten und erhielt beim Aktualisieren der Seite immer dann aktuelle Informationen, wenn wir einen der Unfallorte passierten.

Unter Twitter, Facebook und Instagram posten wir unterwegs Infos und Fotos. Ein Blick in diese Kanäle lohnt sich also.

In den vergangenen Jahren hat die Marienkirche vor dem Ride Of Silence eine Andacht veranstaltet. Aktuell ist das nicht möglich. Pfarrerin Zisselsberger, die mit uns den #RideOfSilence2020 befährt, hat uns eine Video-Botschaft zukommen lassen.
In der Nähe des Brandenburger Tors, an dem wir starteten, haben wir am 15.05.2020 das sechste Geisterrad für 2020 aufstellen müssen.


10.05.2020, Unfall am 04.05.2020 um 16:45 Uhr – In Tiergarten stürzte eine Radfahrerin und verletzte sich dabei schwer. Nach bisherigen Ermittlungen fuhr die 50-Jährige gegen 16:45 Uhr mit ihrem Fahrrad auf dem Fahrradstreifen der Konrad-Adenauer-Straße in Richtung Schiffbauerdamm. Dabei soll sie mit dem rechten Pedal an den Bordstein gekommen sein und dadurch die Kontrolle über ihr Fahrrad verloren haben. Bei dem anschließenden Sturz erlitt sie schwere Kopfverletzungen. Ein Passant alarmierte Rettungskräfte, die die Verletzte zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus brachten. Dort erlag sie am 10.05.2020 ihren Verletzungen. Vorläufige Informationen liefert die Polizeimeldung vom 14.05.2020, Mitte, Nr. 1182.

Wir passieren den ersten Unfallort dieses #RideOfSilence2020. Hier starb ein Radfahrer durch sog. Dooring, unachtsames Öffnen der Autotür.


13.11.2014 – Ein 60-jähriger Radfahrer befährt den auf dem Hochbord markierten Radweg der Hansabrücke in Richtung Bundesratufer. Bei einem dort abgestellten Pkw wird die hintere rechte Tür durch ein Kind geöffnet, ohne auf den herannahenden Radfahrer zu achten. Der Radfahrer muss stark bremsen, stürzt und erleidet eine Kopfverletzung. Er wird durch die Feuerwehr in ein Krankenhaus transportiert, wo er am 17.11.2014 an den Folgen der erlittenen schweren Verletzungen verstirbt. Polizeimeldung

An diesem schmalen Radweg rechts neben parkenden Autos wurde bis heute nichts geändert! Er ist zwar nicht benutzungspflichtig, ist aber Schulweg für viele Kinder.

Wir passieren den zweiten Unfallort dieses #RideOfSilence2020. Hier wurde eine Radfahrerin durch einen Pkw-Fahrer getötet, als sie an einer temporären Baustellenampel bei grünem Ampellicht zum Charlottenburger Ufer queren wollte.


11.12.2019, 15:00 Uhr – Eine 69-jährige Radfahrerin will, vom Radweg auf der Schlossbrücke kommend, nach links Richtung Charlottenburger Ufer fahren und nutzt dabei die Fußgängerfurt, während die dortige Fußgängerampel Grün zeigt. Ein 25-Jähriger mit seinem Pkw soll die für ihn Rot zeigende Ampel missachtet und dabei die Radfahrerin erfasst haben, sodass sie trotz sofortiger Reanimationsmaßnahmen später im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen verstarb. – Dieser Unfallhergang ergibt sich aus Zeugenaussagen und ersten Ermittlungen, wie es in der Pressemeldung der Polizei Berlin heißt.
Mahnwache am 13.12.2019

An der Kreuzung Bismarckstraße/Kaiser-Friedrich-Straße befindet sich ein Mahnmal für Dersu – und für alle Kinder im Straßenverkehr. Es besteht aus einer künstlerisch gestalteten Tafel und aus einer Himmelstreppe, die nach einem Bild, das Dersu malte, gestaltet wurde.



23.03.2004, früh – Der 9-jährige Dersu Sch. fährt mit dem Fahrrad hinter seiner Mutter auf dem Radweg der Bismarckstraße. Als er die Kaiser-Friedrich-Straße bei grüner Ampel querte, wird er von einem rechtsabbiegenden Lkw überrollt.

Damals wurde der Radweg noch bis zur Kreuzung hinter parkenden Autos geführt, wurde erst nach diesem Todesfall an die Fahrbahn herangeschwenkt, um Radfahrende ins Sichtfeld der abbiegenden Kraftfahrzeuge zu führen.

An diesem Ort kämpfte der ADFC Berlin bereits vor 16 Jahren gegen den so genannten Toten Winkel an Lkw. Zusammen mit Martin Keune von der Agentur Zitrusblau verstärkten wir eine bereits bestehende Kooperation mit Wilbert van Waes. Seit 1997 kämpft der Vater eines in den Niederlanden von einem rechtsabbiegenden Lkw-Fahrer getöteten Jungen (13) für zusätzliche Weitwinkelspiegel an Lkw. Wilbert van Waes entwickelte einen solchen Spiegel, den Dobli-Spiegel, der in den Niederlanden ab 2003 vorgeschrieben ist. Schon vor dem Unfall im März 2004 ist der ADFC Berlin mit Wilbert van Waes in Kontakt, lädt ihn ein, mit einem entsprechend ausgestatteten Lkw auf dem Umweltfestival präsent zu sein; 2007 ist er Gast der Mitgliederversammlung des ADFC Berlin.
Erreicht wurde damals eine Neuregelung der StVZO, nach der alle neu zugelassenen Lkw über 3,5 Tonnen ein zusätzliches sichtverbesserndes System (Spiegel oder Kamera) zur Beseitigung des sog. Toten Winkels besitzen müssen.

Eine der Kernforderungen zur ADFC-Kreisfahrt 2006 ist die Beseitigung des sog. Toten Winkels an allen Lkw ab 3,5 Tonnen (neuen und alten). 2006 unterstützte der ADFC Berlin die Familie einer getöteten Radfahrerin mit 1.500 Euro für die anwaltliche Vertretung. Gleichzeitig startete der ADFC Berlin einen Spendenaufruf, um künftig Angehörige von Unfallopfern zur Durchsetzung ihrer Rechtsansprüche unterstützen und Hilfe in finanziellen Notlagen leisten zu können.

Die EU schreibt seit Januar 2007 eine Ausstattung von neu zugelassenen Lkw mit Spiegeln für die lückenlose Rundumsicht vor. Seit März 2009 müssen auch bereits zugelassene Lkw mit den Spiegeln nachgerüstet sein.

Seit 2011 fordert der ADFC Abbiegeassistenten inkl. automatischer Notbremsung.

Die StVZO schreibt in Deutschland vor:

§ 56 Spiegel und andere Einrichtungen für indirekte Sicht

(1) Kraftfahrzeuge müssen nach Maßgabe der Absätze 2 bis 3 Spiegel oder andere Einrichtungen für indirekte Sicht haben, die so beschaffen und angebracht sind, dass der Fahrzeugführer nach rückwärts, zur Seite und unmittelbar vor dem Fahrzeug – auch beim Mitführen von Anhängern – alle für ihn wesentlichen Verkehrsvorgänge beobachten kann. (…)

Fazit: Fahrzeuge mit “Totem Winkel” sind daher nicht konform zur StVZO!

Mehr Informationen zum sog. Toten Winkel und zu unseren Forderungen zur Vermeidung von Lkw-Abbiegeunfällen sowie zur Jubiläumsmahnwache 2014.

An der Kreuzung von Schillerstraße und Krummestraße erreichen wir ein Geisterrad, das im verkehrsberuhigten Bereich steht. Nach bisher vorliegenden Informationen beruht dieser tragische Unfall auf einem Missverständnis zwischen der Radfahrerin und dem Autofahrer, indem sie auf ihren Vorrang verzichten wollte und dann doch beide zeitgleich anfuhren.


10.07.2019, 17:40 Uhr – Eine 55-jährige Radfahrerin fährt in der Krumme Straße in Berlin-Charlottenburg in Richtung Kantstraße. Zeugenaussagen zufolge befährt ein 78-Jähriger gegen 17:40 Uhr mit seinem VW die Krumme Straße in Fahrtrichtung Bismarckstraße und biegt nach links in die Schillerstraße ab. Dabei erfasst er die Radfahrerin und überrollt sie, sodass sie noch an der Unfallstelle verstirbt. – Der genaue Unfallhergang ist noch ungeklärt, erste Infos gibt es in der Pressemeldung der Polizei Berlin.
Am 12.07.2019 haben Changing Cities und ADFC Berlin eine Mahnwache abgehalten und sind anschließend unter dem Motto #VisionZero zum Roten Rathaus gefahren.

An der Kreuzung von Hardenbergstraße und Joachimsthaler Straße bestand im Mai 2015 eine große Baustelle. Der Radweg war dadurch nicht nutzbar. Der Buchhändler David Solomon aus der Goethestraße fährt im Baustellenbereich auf dem Gehweg, der auf dem gesperrten Radweg verläuft. An der Kreuzung mit der Joachimsthaler Straße wird er von einem nach rechts abbiegenden Taxi-Fahrer angefahren.

09.05.2015, 02:15 Uhr – Ein 58-jähriger Radfahrer fährt von der Baustellenunterführung in der Hardenbergstraße auf die Fußgängerfurt der westlichen Richtungsfahrbahn der Joachimsthaler Straße. Dort kommt es zu einer Kollision mit einem aus der Hardenbergstraße nach rechts in die Joachimsthaler Straße abbiegenden Taxi. Der Radfahrer wird so schwer verletzt, dass er am 20.05.2015 im Krankenhaus verstirbt.

Am Savignyplatz passieren wir ein Geisterrad, das wir erst vor wenigen Monaten aufgestellt haben. Hier starb Bernd L. Wissmann. Zusammen mit seiner Frau engagierte er sich für Bildung und Ausbildung für geflüchtete Jugendliche. Heute fährt seine Familie mit uns auf dem #RideOfSilence2020.

Mit diesen Worten möchte seine Frau, Sabine Speiser, Bernd erinnern:

Bernd Wissmann, Berliner Architekt aus Schwaben, verwurzelt in Westberlin seit den 70ern, langjähriger Bewohner von Charlottenburg-Wilmersdorf. Bernd Wissmann war viel unterwegs von unserem aktuellen Zuhause in Moabit in sein Büro in Charlottenburg, zu seinen Baustellen in unterschiedlichen Bezirken zu seinen zahlreichen Erledigungen und Hilfsleistungen bei Freunden, Kindern und ex-Mündeln – und besonders gerne zu Besorgungen in Baumärkten. Kurze Strecken erledigte er mit dem Fahrrad, ebenso wie Freizeitstrecken ins Kino, zu Freunden und kleine Ausflüge. Er kannte alle Straßen, alle Ecken, war ein äußerst regelkonformer und umsichtiger Verkehrsteilnehmer mit seinen verschiedenen Fahrzeugen und ein aufmerksamer Radfahrer. Egal ob auf dem Fahrrad, Roller oder im Auto, er hatte seine Augen und Sinne überall und bewegte sich umsichtig und antizipierte häufig auch erratische Aktionen anderer Verkehrsteilnehmer*innen. Aber er hatte keine Chance als der BMW mit überhöhter Geschwindigkeit nach einem riskanten Doppelüberholmanöver mitten in der Stadt am Savignyplatz ihn von hinten erfasste und erst auf sein Auto und anschließend auf die Straße schleuderte. Hier endete sein Leben so schnell, dass er zum Glück – wie die Ärzte sagten – keine Schmerzen empfinden konnte, aber auch so unwiederbringlich, dass ihm auch nach stundenlangen Interventionen im Krankenhaus nicht mehr zu helfen war.

Es gibt keine Antwort auf die Frage des Warum? Warum du? Warum jetzt? Warum so? Ich kam zu spät, wir alle kamen zu spät. Wir konnten uns nicht verabschieden, noch einmal letzte Dinge sagen, noch einmal etwas erklären, noch einmal uns unserer Liebe versichern und noch einmal uns nahe sein. Und er hatte – wir hatten – noch so viele Pläne: die Enkel groß werden sehen, die Kinder und ex-Mündel unterstützen, noch spannende Aufträge umzusetzen und irgendwann die Freiheit unserer Rente genießen. Wir hatten erst begonnen Stadt und Umland mit dem Rad zu erkunden, es gibt noch so viele Seen, Wiesen und Wälder zu denen wir fahren wollten, an denen wir die Seele baumeln lassen wollten. Wir vermissen dich, Bernd, wir, deine Kinder, deine Enkel, deine Freunde und ich, deine Witwe, zurückgeblieben in einem Leben wie in einem zu großen Hemd. Und ich denke an dich und radle weiter.



07.02.2020, 14:45 Uhr – Ein 64-jähriger Radfahrer befuhr die Kantstraße in Berlin-Charlottenburg in Richtung Neue Kantstraße. Ein 31-jähriger Fahrer eines Pkw BMW befuhr die Kantstraße mit hoher Geschwindigkeit in derselben Richtung. Beim rechts Überholen eines im linken Fahrstreifen fahrenden Transporters soll der BMW am Savignyplatz ins Schlingern und dadurch auf die Busspur geraten sein. Der Fahrer des BMW soll dabei den Radfahrer von hinten angefahren haben. Der Radfahrer prallte auf die Motorhaube des BMW und wurde dann auf die Fahrbahn geschleudert. Ein Notarzt und Rettungssanitäter brachten den schwerstverletzten Radfahrer nach einer Reanimation in ein Krankenhaus, in dem er später verstarb. – Der Verkehrsermittlungsdienst der Polizeidirektion 2 ermittelt. Vorläufige Informationen liefert die Polizeimeldung vom 08.02.2020, Charlottenburg-Wilmersdorf, Nr. 0336.

Am 09.02.2020 veranstalteten Changing Cities und ADFC Berlin eine Mahnwache und demonstrierten unter dem Motto #VisionZero zum Roten Rathaus.

Seit dem 10.02.2020 fanden regelmäßig montags Demonstrationen auf der Kantstraße statt, um eine sichere Infrastruktur für Radfahrende einzufordern. Nur sehr langsam kommt die Covid-19-bedingte Umgestaltung der Kantstraße voran …

An dieser Stelle müssen wir leider auch darauf hinweisen, dass nicht alle Menschen die Geisterräder, diese Mahnmale für mehr Verkehrsssicherheit, respektieren. Bei diesem Rad wurde wiederholt das Schild entfernt, wurden die Blumen gestohlen. Wir erneuern das Schild teilweise täglich. Wenn Ihr Beschädigungen an den Rädern seht, wendet Euch bitte an das Team zur Aufstellung der Geisterräder.

Wir fahren nun über die temporären Geschützten Radfahrstreifen – bzw. parallel dazu auf der Fahrbahn – entlang des Landwehrkanals zum Kottbusser Tor.

Wir erreichen das Kottbusser Tor, wo wir im Januar das erste Geisterrad für 2020 aufstellen mussten. Auch hier war es ein rechtsabbiegender Lkw-Fahrer, der die Radfahrerin tötete.


08.01.2020, 13:30 Uhr – Eine Radfahrerin befuhr am Kottbusser Tor die Radfurt über die Skalitzer Straße, vom Radweg der Kottbusser Straße kommend in Richtung Norden. Nach ersten Erkenntnissen war ein 54-Jähriger Lkw-Fahrer die Kottbusser Straße in Richtung Kottbusser Tor gefahren und dann nach rechts in die Skalitzer Straße abgebogen. Hier kam es zu einem Zusammenstoß mit der 68-jährigen Radfahrerin. Die 68-jährige verstarb noch am Unfallort. – Der genaue Unfallhergang ist noch ungeklärt, erste Informationen liefert die Pressemeldung der Polizei Berlin.

Für den 09.01.2020 riefen Changing Cities und ADFC Berlin zu einer Mahnwache auf. Anschließend demonstrierten wir unter dem Motto #VisionZero zum Verkehrsministerium.

Kurz vor der Schillingbrücke passieren wir eine Stelle, an der im Jahr 2008 eine Radfahrerin von einem Rechtsabbieger getötet wurde. Die Polizei Berlin gab an diesem Tag zwei Meldungen zu dem Unfall heraus, die wir hier in Auszügen dokumentieren.

21.05.2008 – # 1500 Schwerer Verkehrsunfall – Radfahrerin in Lebensgefahr

Lebensgefährlich verletzt wurde eine Radfahrerin heute Mittag bei einem Verkehrsunfall in Mitte. Der Fahrer eines Lastzuges übersah die 65-Jährige gegen 12 Uhr 10 beim Rechtsabbiegen von der Köpenicker Straße in den Bethaniendamm und überrollte die in gleicher Richtung fahrende Frau. Die Feuerwehr brachte die Radfahrerin mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus. Der 47-jährige Lkw-Fahrer erlitt einen Schock. … Spezialisten des Verkehrsermittlungsdienstes führen die Ermittlungen.

21.05.2008 – # 1501 Schwerer Verkehrsunfall – Radfahrerin gestorben

Die 65-jährige Radfahrerin, die heute Mittag bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde, ist am Nachmittag im Krankenhaus gestorben. …

Wir erreichen die nördliche Seite der Schillingbrücke. Hier erlitt Jacob Burkhardt lebensgefährliche Verletzungen. Er fuhr bei grüner Ampel aus der Holzmarktstraße kommend in die Kreuzung ein und führte dann eine Gefahrenbremsung durch, um nicht mit einem Auto zu kollidieren, dessen Fahrer regelwidrig bei rotem Ampellicht von links kommend in die Kreuzung eingefahren war.
Während des #RideOfSilence2020 steht seine Familie an der Unfallstelle, an der auch heute noch ein Mahnmal an Jacob erinnert.


29.09.2011, 18:53 Uhr – An der Schillingbrücke, kam es zu einem Verkehrsunfall zwischen einem 70-jährigen Pkw-Führer einem 23-jährigen Radfahrer. Der Pkw-Führer befuhr den Stralauer Platz in Richtung Holzmarktstr. und bog an der Kreuzung bei abgeschalteter Lichtsignalanlage nach links in die Straße An der Schillingbrücke ab. Er hielt zunächst am Zeichen 205 (Vorfahrt achten) vor der südlichen Richtungsfahrbahn an und fuhr dann an. Dabei übersah er den auf dem Radfahrstreifen der Holzmarktstr. fahrenden Radfahrer. Der Radfahrer bremste sein Fahrrad ab, stürzte dabei gegen den Pkw und verletzte sich schwer am Kopf. Er wurde zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus verbracht. Am 30.09.2011 ist der Radfahrer im Krankenhaus an den Folgen seiner Verletzungen verstorben.

Im Internet gibt es eine Gedenkseite für Jacob und einen Kurzbericht zum Gedenkkreuz des rbb vom 05.11.2016. Nach Abschluss des #RideOfSilence2020 könnt Ihr Euch einen längeren Beitrag zu den Folgen für Jacobs Familie ansehen, Link folgt am Ende.



Wir erreichen den Alexanderplatz, konkret den Knoten Alexanderstraße/Karl-Marx-Allee. Hier wurde am 20.02.2019 eine Radfahrerin durch einen rechtsabbiegenden Lkw-Fahrer getötet. Erst ließ er mehrere Radfahrende passieren, fuhr dann los und überrollte eine Radfahrerin.



Changing Cities und ADFC Berlin hielten eine Mahnwache ab und fuhren unter dem Motto #VisionZero zum BMVI, zu SenUVK und zum Roten Rathaus.

Die im Tagesspiegel-Newsletter am 26.04.2019 angekündigte getrennte Signalisierung, die verhindert, dass abbiegender Kfz-Verkehr zeitgleich mit dem Radverkehr Grün hat, gibt es bis heute nicht!
Auf dem rechten Fahrstreifen wurde mit Baustellen-Baken ein temporärer Geschützter Radfahrstreifen (temp-GRS) angelegt. Das seit dem tödlichen Unfall verbotene Rechtsabbiegen wird massivst missachtet und selten kontrolliert, so dass weiterhin Radfahrende gefährdet werden!

Nur eine Kreuzung weiter passieren wir ein weiteres Geisterrad für einen von einem rechtsabbiegenden Lkw-Fahrer getöteten Radfahrer.

17.09.2018, 12:00 Uhr – Ein 46-jähriger Radfahrer fährt auf dem Radschutzstreifen der Mollstraße in Mitte in Richtung Wedding. Ein Kraftfahrer ist mit seinem Lkw in der Mollstraße in derselben Richtung unterwegs. Beim Abbiegen von der Mollstraße nach rechts in die Otto-Braun-Straße missachtet der Fahrer des Lkws den Vorrang des rechts von dem Lkw geradeaus fahrenden Radfahrers. Der Lkw überrollt den Radfahrer, der noch an der Unfallstelle an seinen schweren Verletzungen verstirbt.

Am 19.09.2018 gedachten Changing Cities und der ADFC Berlin des getöteten Radfahrers. Wir stellten ein Geisterrad auf und fuhren unter dem Motto #VisionZero zum Verkehrsministerium, zu SenUVK und zum Roten Rathaus und forderten Maßnahmen gegen diese tödlichen Lkw-Abbiegeunfälle.
Im Vorfeld des Ride of Silence 2020 mussten wir das Schild am Geisterrad zweimal ersetzen.


Das letzte Geisterrad auf dem heutigen #RideOfSilence2020 begleiten wir schon seit 3 Jahren. Hier starb Marina Fasser durch einen nach rechts abbiegenden Lkw-Fahrer.

28.06.2017, 17:19 Uhr – Eine 31-jährige Radfahrerin befährt die Danziger Straße in Richtung Eberswalder Straße. Als sie die Greifswalder Straße geradeaus überquert, wird sie von einem Lkw erfasst, der links von der Radfahrerin ebenfalls die Danziger Straße in Richtung Eberswalder Straße befährt und dann nach rechts in die Greifswalder Straße abbiegt. Die Radfahrerin wird so schwer verletzt, dass sie noch am Abend des 28.06.2017 in einem Krankenhaus stirbt.

Beim #RideOfSilence2019 hatten wir hier eine Zwischenkundgebung.

Als wir im Juni 2019 auf Wunsch der Angehörigen eine Jubiläumsmahnwache veranstalteten, sprach auch Marinas Schwester. Das Gerichtsverfahren hatte zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht begonnen.

Im Spätsommer 2019 fand das Gerichtsverfahren statt. Die Schwester und die Eltern treten als Nebenkläger*innen auf. Auch der Lkw-Fahrer wirkt von dem tödlichen Unfall gezeichnet. Erstmals fordert der Staatsanwalt eine 6-monatige Freiheitsstrafe (zur 2-jährigen Bewährung) und begründet dies auch mit Generalprävention! Der Lkw-Fahrer wurde jedoch nur zu 120 Tagessätzen (zu je 50 €) verurteilt und muss sämtliche Verfahrenskosten übernehmen. Üblicherweise übersteigen die Verfahrenskosten die Summe der Tagessätze bei Weitem.
In diesem Fall legte der Lkw-Fahrer Berufung ein, so dass die Familie seit Herbst 2019 auf die Gerichtsverhandlung in 2. Instanz wartet …


Auch hier wird das Schild des Geisterrades regelmäßig entwendet. Wir erneuern es immer wieder. Zusammen mit den Angehörigen haben wir entschieden, das Geisterrad bis zum Urteil stehen zu lassen – als Mahnmal, nicht nur für Marina Fasser.


Wir erreichen das Rote Rathaus. Hier gedenken wir noch einmal kurz der getöteten Radfahrenden.

Dass das Gedenken an getötete Verkehrsteilnehmende schon eine lange Tradition hat, kann man an folgendem Aufruf erkennen.


Vielen Dank, dass Sie uns begleitet haben!

Dieser kombiniert real-virtuelle #RideOfSilence2020 war auch für uns eine große Herausforderung.

Gern stellen wir den Track des #RideOfSilence2020 zum Nachfahren zur Verfügung.

Hier noch der Link zu dem an der Schillingbrücke versprochenen längeren Beitrag zu den Folgen des tödlichen Unfalls für Jacobs Familie. Dieser lief am 08.03.2014 im rbb.

Alle Fotos: ADFC Berlin e.V.