Warschauer Straße schließt Lücke im Fahrrad-Routennetz
Am 1. September wird die Warschauer Straße offiziell wiedereröffnet. Damit wird eine große Lücke im Radroutennetz geschlossen. Die Situation hat sich für Radfahrende sichtbar verbessert, weil es nun durchgängig Radspuren gibt. Ausgewiesene Lieferzonen sollen vermeiden, dass Lieferfahrzeuge und Falschparker auf den Radspuren stehen – stadtweit eines der größten Ärgernisse für Radfahrende. Darüber hinaus wurden auf der Warschauer Straße mit der Baumaßnahme weitere Fahrradbügel aufgestellt.
Kritikpunkte des ADFC sind die geringe Breite der Radspuren: Sie sind mit 1,50 Meter zuzüglich Sicherheitsabständen zwar regelkonform, aber für den starken zu erwartenden Radverkehr auf der Verbindung zu schmal. Ein Überholen von Radfahrern untereinander ist nur durch einen Wechsel auf die stark befahrene Autospur möglich. Deshalb fordert der ADFC an Hauptstraßen mindestens 2 Meter zuzüglich der Sicherheitsabstände zu parkenden und fahrenden Autos. Auch die betragen auf der der Warschauer Straße nur Mindestmaß, obwohl die Straße mit täglich 30.000 Autos und einem hohen Anteil an Kraftfahrzeugen belastet ist.
Eine Reduzierung des Autoverkehrs wurde bei der Maßnahme nicht forciert, an vielen Bereichen wurde der Gehweg verengt. In punkto Luftqualität und Verkehrslärm wird es deshalb auch keine Verbesserungen geben. „Damit ist die Chance vertan, die Aufenthaltsqualität in der Warschauer Straße zu verbessern”, so Franziska Schneider, stellvertretende Sprecherin der ADFC-Stadtteilgruppe Friedrichshain-Kreuzberg. „Die Planung einer lebenswerten Stadt stellen wir uns anders vor.“
Um die Situation kurzfristig zu verbessern, schlägt die Stadtteilgruppe Tempo 30 vor. „Aus den Umbauten an der Warschauer Straße können wir für zukünftige Projekte dieser Art lernen, z. B. für die Umgestaltung der Frankfurter Allee“, so Schneider. „Wir erwarten, dass die Senatsverwaltung künftig mit mehr Mut für die Reduzierung von Kfz-Verkehr eintritt und ein modernes Mobilitätskonzept für Berlin verfolgt.“
Außerdem fordert der ADFC, dass die Maßnahmen schneller umgesetzt werden müssen. Die Planungen für die Warschauer Straße hatten bereits 2011 begonnen.